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Rambler's Top100
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Mary Poppins kommt wieder

Ïðåäûäóùàÿ ñòðàíèöà Ñëåäóþùàÿ ñòðàíèöà
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Schwarz und blau
Ist es am Abend,
Wenn ich die Böcklein erschau.
Mi t den Schnipperschnupper-Schnäuzchen
Und den Wickelwackel-Schwänzchen
Drehen sie ein Tänzchen.
Mild und süß,
Süß und mild
Mundet die Milch,
Die aus der Milchstraße quillt.
Mi t den Schnipperschnupper-Schnäuzchen
Und den Wickelwackel-Schwänzchen
Drehen sie ein Tänzchen.
Am Himmelsrain
Stehn sie und weiden.
Beim Morgenrot
Müssen die Böcklein scheiden.
Mi t den Schnipperschnupper-Schnäuzchen
Und den Wickelwackel-Schwänzchen
Drehen sie schnell noch ein Tänzchen.
Sind sie nicht zu beneiden?«
Die letzte Zeile sangen sie mit langgezogenen, meckernden Tönen und
tanzten aus der Manege.
»Was kommt jetzt?« erkundigte sich Michael, aber Orion brauchte
nicht zu antworten, denn schon stand der Drache da. Dampf strömte aus
seinen Nüstern, und seine zwei schuppigen Schwänze wirbelten den Sternenstaub
auf. Hinter ihm trugen Castor und Pollux einen großen, schimmernden
Globus herein, auf dem Berge und Flüsse eingezeichnet waren.
»Sieht aus wie der Mond!« meinte Jane.
»Natürlich ist es der Mond«, sagte Orion.
Der Drache stand jetzt auf seinen Hinterbeinen, und die Zwillinge legten
ihm zum Balancieren den Mond auf die Nase. Er schwankte einen
Augenblick unsicher und kam dann zur Ruhe. Der Drache begann in
der Manege einen Walzer zu tanzen, begleitet von der Sternenmusik.
Rundum tanzte er, einmal — zweimal — dreimal.
»Das genügt!« sagte die Sonne und knallte mi t der Peitsche. Und mit
einem Seufzer der Erleichterung schüttelte der Drache den Kopf und ließ
den Mond durch die Manege fliegen. Er landete mi t einem Schwung auf
Michaels Schoß.
»Herrje!« rief er verblüfft. »Was soll ich denn damit?«
»Was du w i l l s t « , sagte Orion. »Ich dachte, du wolltest ihn haben.«
Und plötzlich erinnerte sich Michael an seine Unterhaltung mit Mary
Poppins heute abend. Da hatte er sich den Mond gewünscht, und jetzt
hatte er ihn. Und nun wußte er nicht, wa s er damit anfangen sollte. Wie
komisch!
Aber es blieb ihm keine Zeit, sich Gedanken zu machen, denn abermals
ließ die Sonne ihre Peitsche knallen. Michael setzte den Mond auf
seine Knie, umschloß ihn mi t den Armen und wandte seine Aufmerksamkeit
wieder der Manege zu.
»Was macht zwei und drei?« fragte die Sonne gerade den Drachen.
Fünfmal fegten die zwei Schwänze über den Sternenstaub.
»Und sechs und vier?« Der Drache dachte eine Weile nach. Eins, zwei,
drei, vier, fünf, sechs, sieben, acht, neun . . . Die beiden Schwänze machten
halt.
»Falsch!« sagte die Sonne. »Ganz falsch! Du gehst heut ohne Abendbrot
zu Bett!«
Da brach der Drache in bittere Tränen aus und stürzte schluchzend aus
der Manege.
»Herrje — herrje — herrjemine,
Buhu! Buhu! Buhu!«
Er weinte bitterlich.
»Ich möcht ein Sternenmädchen,
Ein würziges, saftiges Brätchen,
Vom besten, v om besten,
V om allerbesten Stück.
Buh!
Die Augen: goldene Sterne,
Kometenschweif das Haar,
Das schmeckte, das schmeckte,
Da s schmeckte wunderbar.
Buhu!
Und wären es auch zwei,
Da fand ich nichts dabei,
Im Gegenteil, so 'n großes Stück,
Da s war ein rechtes Glück.
Denn ich bin ja sooo hungrig!
Buuh — hu — uh!«
»Kriegt er nicht wenigstens ein ganz kleines Mädchen?« fragte
Michael, dem der arme Drache leid tat.
»Pscht!« sagte Orion, denn gerade sprang eine funkelnde Gestalt in
den Ring. Al s der Sternenstaub sich wieder gesenkt hatte, fuhren die
Kinder erschrocken zurück. Da stand der Löwe und brüllte.
Michael drängte sich ein wenig dichter an Jane.
Der Löwe kauerte sich zusammen und schlich langsam auf die Sonne
zu. Seine lange Zunge hing ihm aus dem Maul und schlabberte gefährlich.
Aber die Sonne lachte nur, hob den Fuß und versetzte dem Löwen
einen freundschaftlichen Tritt auf die goldene Nase. Mi t einem Gebrüll,
als hätte sie sich verbrannt, sprang die funkelnde Bestie hoch.
Klatschend fuhr die Peitsche durch die Luft. Langsam, widerwillig, die
ganze Zeit über grollend, stellte sich der Löwe auf die Hinterbeine.
Die Sonne warf ihm ein Springseil zu, das der Löwe zwischen den Vor -
derpfoten festhielt, während er sang:
»Ich bin der Löwe, Leo — der Löwe.
Der schöne, noble Leo-Löwe.
Blick auf zu mir: in kalter Nacht
Halt ich am Fuß Orions Wacht.
We i t leuchtend, schimmernd, gleißend und
Da s schönste Bild am Himmelsrund!«
Am Ende des Liedes schwang er das Seil und hüpfte seilspringend
durch die Manege; dabei rollte er die Augen und brüllte.
»Beeil dich, Leo, wir kommen dran!« ertönte eine grollende Stimme
hinter dem Vorhang hervor.
»Mach voran, du große Katze!« fügte eine schrille Stimme hinzu.
Der Löwe ließ das Seil fallen und sprang brüllend auf den Vorhang
zu, aber die beiden Tiere, die jetzt eintraten, wichen vorsichtig aus, so
daß der Löwe sie nicht erreichte.
»Der Große und der Kleine Bär«, sagte Orion.
Langsam trotteten die beiden Bären herein, hielten sich bei den Vor -
derpfoten und tanzten nach einer langsamen Melodie. Sie tanzten einmal
um die Manege herum, wobei sie höchst ernsthaft und feierlich dreinsahen,
und machten, als der Tanz zu Ende war, eine schwerfällige Ver -
beugung vor dem Publikum. Dann sangen sie:
»Der Brummbär und der Quiekebär,
Das sind wi r ! Ach, wie schön es war,
Wenn einer eine Wabe hätt;
Die steckten wi r uns unters Bett
Und leckten uns an Honig fett.
Und Brummbrummbär und Quiekebär
U n d . . ,
U n d . . .
U n d . . . «
Der Große und der Kleine Bär blieben stecken, stammelten und blickten
einander an.
»Hast du vergessen, wie's weitergeht?« brummte Brummbär.
»Ja, ich weiß nicht mehr!« Der Quiekebär schüttelte verzweifelt den
Kopf und stierte auf den Sternenstaub hinunter, als hoffte er den vergessenen
Text dort zu finden.
In diesem Augenblick rettete das Publikum die Situation. Ein Regen
von Honigwaben ergoß sich aus den Rängen und hagelte den beiden
Bären um die Ohren. Der Brummbär und der Quiekebär sahen sehr erleichtert
aus, bückten sich und hoben die Waben auf.
»Fein!« brummte der Große Bär und grub seine Nase in eine Wabe.
»Ausgezeichnet!« quiekte der Kleine Bär und versuchte auch eine.
Dann verbeugten sie sich feierlich vor der Sonne und trollten davon.
Die Sonne winkte mit der Hand, und die Musik wurde lauter und
dröhnte triumphierend durch das Zelt.
»Das Signal für die Große Parade«, sagte Orion, während Castor und
Pollux schon als Anführer des Aufzuges hereintanzten.
Die Bären kamen wieder und drehten miteinander einen schwerfälligen
Walzer. Ihnen auf den Fersen folgte Leo, der Löwe, der immer noch
ärgerlich grollte und ihre Spuren beschnüffelte. Dann glitt ein funkelnder
Schwan herein, der einen hohen, klaren Gesang anstimmte.
Und nach dem Schwan kam der goldene Fisch, der die drei Böcklein
an einer silbernen Leine führte, und hinterher der Drache, der immer
noch bitterlich schluchzte. Ein lautes und fürchterliches Gebrüll übertönte
die Musik. Das war Taurus, der schnaubende Stier, der wi ld in die
Manege stürmte, wobei er versuchte, den Clown Saturn von seinem Rükken
zu schütteln. Hintereinander strömten alle Tiere herein, um ihre
Plätze einzunehmen. Die Manege war eine hin und her wogende Masse
von goldenen Hufen und Hörnern, Mähnen und Schweifen.
»Ist es jetzt aus?« flüsterte Jane.
»Bald«, erwiderte Orion. »Heute wird früh Schluß gemacht. Sie muß
um halb elf wieder zurück sein.«
»Wer?« fragten beide Kinder wie aus einem Mund. Doch Orion hörte
nicht. Er war aufgestanden und winkte mit dem Arm.
»Kommt, beeilt euch, macht weiter!« rief er.
Und herein kam Venus geritten, auf ihrem geflügelten Pferd, gefolgt
von einer glitzernden Schlange, die ihr Schwanzende vorsichtig im Maul
hielt und wie ein Reifen dahinrollte.
Zuletzt kamen die Kometen. Stolz trabten sie durch den Vorhang und
wippten mi t den golddurchflochtenen Schweifen. Die Musik wurde lauter
und wilder, und von dem Sternenstaub in der Manege stieg ein goldfarbener
Rauch auf, während die Sternbilder, rufend, singend, brüllend
und brummend, sich zu einem Kreis ordneten. In der Mitte, als wagten
sie sich nicht in ihre Nähe, ließen sie einen Raum frei für die Sonne.
Da stand sie, hoch über alle hinwegragend, die Peitsche zwischen den
verschränkten Armen. Sie nickte jedem Tier freundlich zu, wenn es mi t
gesenktem Haupt an ihr vorbeizog. Und dann sahen Jane und Michael,
wie sich der leuchtende Blick von der Manege hob und über die sternenbesetzten
Zuschauerränge hinwegglitt, bis er sich der Hofloge zuwandte.
Sie fühlten, wie ihnen wärmer wurde, als der Blickstrahl sie erreichte,
und mi t höchster Überraschung merkten sie, daß die Sonne die Peitsche
hob und ihnen zunickte.
Al s die Peitsche in die Luft fuhr, machten alle Sterne und Sternbilder
kehrt. Dann verbeugten sie sich wie auf Kommando.
»Verbeugen die sich etwa vor uns?« flüsterte Michael.
Ein vertrautes Lachen klang hinter ihnen. Sie drehten sich um. Dor t
saß, ganz allein in der Hofloge, eine wohlbekannte Gestalt in Strohhut
und blauem Mantel und mi t einem goldenen Medaillon um den Hals.
»Heil, Mary Poppins, Heil!« ertönte der Chor der Stimmen aus der
Zirkusmanege.
Jane und Michael blickten sich an. So also verbrachte Mary Poppins
ihren freien Abend! Fast trauten sie ihren Augen nicht — doch da saß
sie wirklich, ihre Mary Poppins, in voller Lebensgröße und mi t höchst
überlegener Miene.
»Heil!« erscholl es abermals.
Mary Poppins hob grüßend die Hand.
Stolz und würdevoll verließ sie die Loge. Sie schien nicht im mindesten
überrascht, Jane und Michael hier zu Sehen, aber sie schnaubte, als
sie an ihnen vorbeiging.
»Wie oft«, warf sie ihnen über Orions Kopf zu, »habe ich euch gesagt,
daß es unhöflich ist, jemanden anzustarren!«
Sie stieg an ihnen vorbei in die Manege hinunter. Der Große Bär hob
das goldene Absperrseil hoch. Die Sternbilder wichen zur Seite, und die
Sonne trat einen Schritt vor. Al s sie zu sprechen begann, klang ihre
Stimme warm und voller Wohllaut.
»Mary Poppins, meine Liebe, du bist uns willkommen!«
Mary Poppins versank in einen tiefen und feierlichen Knicks.
»Die Planeten jubeln dir zu, und die Sternbilder grüßen dich. Steh auf,
mein Kind!«
Sie stand auf und neigte voller Achtung den Kopf.
»Deinetwegen, Ma r y Poppins«, fuhr die Sonne fort, »haben sich die
Sterne in diesem dunkelblauen Zelt versammelt, deinetwegen wurde es
ihnen erlassen, heute nacht auf die Erde niederzuscheinen. Deshalb hoffe
ich, du hast deinen Ausgehabend genossen!«
»Ich habe nie einen schöneren erlebt. Nie!« sagte Mary Poppins und
hob lächelnd den Kopf.
»Liebes Kind!« Die Sonne beugte sich vor. »Aber die Stunden verrinnen,
und du mußt um halb elf zu Hause sein. Deshalb wollen wir vor
deinem Aufbruch nach alter Gewohnheit den Tanz des kreisenden Himmels
tanzen!«
»Hinunter mit euch!« sagte Or ion zu den erstaunten Kindern und gab
ihnen einen kleinen Schubs. Sie stolperten die Stufen hinunter und fielen
fast in die mi t Sternenstaub bestreute Manege.
»Wo habt ihr eure Manieren gelassen, wenn ich fragen darf?« zischte
eine wohlbekannte Stimme Jane ins Ohr .
»Wa s soll ich tun?« stammelte Jane.
Mary Poppins blickte sie streng an und deutete mi t einer kleinen
Handbewegung auf die Sonne. Plötzlich begriff Jane. Sie packte Michael
am Arm und, ihn mit sich ziehend, kniete nieder. Die Wärme der
Sonne überflutete sie wohlig.
»Steht auf, Kinder«, sagte diese freundlich. »Seid mir herzlich willkommen.
Ich kenne euch gut — ich habe manchen Sommertag auf euch hinabgeblickt!
«
Jane hob sich auf die Füße und wollte auf sie zulaufen, doch eine Bewegung
der Peitsche hielt sie zurück. »Rühr mich nicht an, Kind der
Erde!« rief sie warnend und bedeutete ihr durch einen Wink, weiter zurückzutreten.
»Das Leben ist süß, und niemand darf der Sonne zu nahe
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