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Rambler's Top100
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Mary Poppins kommt wieder

Ïðåäûäóùàÿ ñòðàíèöà Ñëåäóþùàÿ ñòðàíèöà
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leeren Sternenlosen Fleck Himmel gehalten hatten, in Wirklichkeit ein
dicker dunkler Vorhang war. Sie drückte dagegen und fühlte, wie er
nachgab; sie griff in eine Falte und, Michael hinter sich her ziehend,
schob den Vorhang zur Seite.
Ein starker Lichtstrahl blendete sie für einen Augenblick. Al s sie wieder
sehen konnte, entdeckten sie, daß sie am Rande einer mi t leuchtendem
Sand bestreuten Manege standen. Der große blaue Vorhang hüllte
die Manege von allen Seiten ein und war in der Mitte zu einer Spitze
hochgezogen wie bei einem Zelt.
»Na also! Wißt ihr, daß ihr fast zu spät gekommen wärt? Habt ihr
schon Eintrittskarten?«
Sie fuhren herum. Neben ihnen — sein leuchtender Fuß glitzerte im
Sand — stand ein seltsamer, mächtiger Riese. Er sah aus wie ein Jäger,
denn er trug ein sternengeflecktes Leopardenfell über der Schulter und an
seinem mi t drei großen Sternen geschmückten Gürtel ein Schwert.
»Die Eintrittskarten, bitte!« Er streckte die Hand aus.
»Ich fürchte, wir haben keine. Wissen Sie, wi r wußten n i c h t . . . « , begann
Jane.
»Oje, oje, wie unvorsichtig! Kann euch ohne Eintrittskarten leider
nicht hineinlassen. Aber was habt ihr denn da in der Hand?«
Jane hielt ihm den goldenen Funken hin.
»Na, wenn das keine Eintrittskarte ist!« Er drückte den Funken zwi -
schen die drei großen Sterne. »Noch ein Glanzstück für Orions Gürtel!«
bemerkte er vergnügt.
»Bist du das?« sagte Jane und starrte ihn an.
»Natürlich — wußtest du das nicht? Aber — entschuldigt mich jetzt, ich
muß auf die Tür aufpassen. Geht weiter, bitte.«
Die Kinder, die sich ziemlich gehemmt fühlten, gingen Hand in Hand
weiter. Zu Rängen geordnet, stiegen rechts die Sitzreihen an, während
links ein goldenes Seil den Gang von der Manege trennte. Dort stießen
und drängten sich die seltsamsten Tiere; alle schimmerten wie pures
Gold. Ein Pferd mi t großen goldenen Flügeln tänzelte auf glitzernden
Hufen vorbei. Ein goldener Fisch wirbelte mi t einer Flosse den Manegensand
auf. Drei kleine Böcklein sprangen mutwillig umher, auf zwei Beinen
statt auf allen vieren. Und als Jane und Michael genauer hinsahen,
kam es ihnen vor, als wären all die Tiere aus Sternen gemacht. Die
Flügel des Pferdes bestanden aus Sternen, nicht aus Federn, die drei
Böcklein hatten einen Stern auf der Nase und am Schwanz, und der Fisch
war mit sternglitzernden Schuppen bedeckt.
»Guten Abend!« sagte er und verbeugte sich im Vorbeistolzieren höflich
vor Jane.
»Ein schöner Abend für die Vorstellung!«
Noch ehe Jane antworten konnte, war er schon we g .
»Das ist aber seltsam«, sagte sie. »Solche Tiere hab ich noch nie gesehen!
«
»Wieso seltsam?« sagte hinter ihnen eine Stimme.
Zwei Kinder, beides Knaben, ein wenig älter als Jane, standen da und
lächelten. Sie waren in schimmernde Kittel gekleidet, und von ihren spitzen
Kappen baumelte statt einer Quaste ein Stern.
»Entschuldigt«, sagte Jane höflich. »Aber, wißt ihr, wi r sind an — an
Pelze und Federn gewöhnt, und diese Tiere sehen aus, als wären sie aus
Sternen gemacht.«
»Aber das sind sie ja auch!« sagte der erste Junge mi t weit aufgerissenen
Augen. »Woraus denn sonst? Es sind die Sternbilder!«
»Aber selbst das Sägemehl ist Gold . . .«, begann Michael.
Der zweite Junge lachte auf. »Sternenstaub, meinst du wohl! Warst du
noch nie in einem Zirkus?«
»In so einem nicht.«
»Ein Zirkus ist wie der andere«, sagte der erste Junge. »Unsere Tiere
leuchten mehr, das ist alles.«
»Doch wer seid ihr?« fragte Michael.
»Die Zwillinge. Das da ist Pullux, und ich bin Cator. Wi r sind unzertrennlich.
«
»Wie die siamesischen Zwillinge?«
»Ja. Doch in weit höherem Maß. Die siamesischen Zwillinge hängen
nur körperlich aneinander, wir aber sind ein Herz und eine Seele. Wir
denken einer des anderen Gedanken und träumen einer des anderen
Träume. Aber wir dürfen hier nicht stehenbleiben und schwätzen. Wir
müssen uns fertigmachen — wi r sehen uns später noch!«
Die Zwillinge rannten we g und verschwanden durch einen Spalt im
Vorhang.
»Hallo!« klang eine düstere Stimme mitten aus der Manege. »Ihr habt
wohl nicht zufällig ein Korinthenbrötchen in der Tasche?«
Ein Drache mi t zwe i großen Schuppenschwänzen kam auf sie zu und
stieß Dampf aus den Nüstern.
»Leider nicht«, sagte Jane.
»Auch keine Kekse?« fragte der Drache ärgerlich.
Sie schüttelten die Köpfe.
»Das dachte ich mir«, sagte der Drache und vergoß eine goldene
Träne.
»So geht es mir immer in den Zirkusnächten. Ich werde erst nach der
Vorstellung gefüttert. Für gewöhnlich bekomme ich ein knuspriges Mädchen
zum Abendbrot. . .«
Jane trat rasch einen Schritt zurück und zog Michael an sich.

»Ach, reg dich nicht auf!« beschwichtigte sie der Drache. »Ihr wärt
beide viel zu klein. Außerdem seid ihr Menschenkinder, und die schmekken
nicht. — Ma n läßt mich hungern«, erklärte er, »damit ich meine
Kunststücke besser ausführe. Aber nach der Vorstellung . . .« Ein gieriges
Licht trat in seine Augen, und mit weit heraushängender Zunge trollte er
sich davon. »Yum, yum!« zischte er leise und gierig vor sich hin.
»Ich bin froh, daß wir nur Menschenkinder sind«, wandte sich Jane an
Michael. »Es muß schrecklich sein, von einem Drachen gefressen zu werden!
«
Aber Michael war schon vorausgeeilt und sprach eifrig mi t den drei
kleinen Böcklein.
»Wie geht es?« fragte er gerade, als Jane hinzutrat.
Und das älteste Böcklein, das sich offensichtlich zum Vorsingen bereit
erklärt hatte, räusperte sich und begann:
»Horn und Huf,
Huf und Horn . . . «
»Na, ihr Böcklein!« fuhr Orions laute Stimme dazwischen. »Ihr könnt
euer Verschen aufsagen, wenn's soweit ist. Jetzt macht euch fertig, es
fängt gleich an! — Folgt mir, bitte!« forderte er die Kinder auf.
Gehorsam trotteten sie hinter der glitzernden Gestalt her, und wo sie
vorübergingen, drehten sich die goldenen Tiere um und starrten sie an.
Fetzen der geflüsterten Unterhaltung erreichten ihr Ohr.
»Wer ist das?« fragte ein mächtiger, sternfunkelnder Stier; er blieb
stehen und wirbelte mi t seinen Hufen den Manegensand auf, während
er ihnen nachblickte. Und ein Löwe wandte sich um und flüsterte dem
Bullen etwas ins Ohr . Sie verstanden »Banks« und »Ausgehabend«, aber
mehr nicht. Inzwischen war auf den Rängen jeder Platz mi t einer schimmernden,
funkelnden Gestalt besetzt. Nur drei Sitze waren noch leer,
und zu ihnen führte Orion jetzt die Kinder.
»Das sind eure Plätze. Wi r haben sie für euch freigehalten. Direkt
unter der Hofloge. Ihr werdet ausgezeichnet sehen. Paßt auf! Es fängt
gerade an!«
Jane und Michael wandten den Kopf und sahen, daß die Manege sich
geleert hatte, während sie zu ihren Sitzen emporgeklettert waren. Sie
knöpften ihre Mäntel auf und beugten sich aufgeregt vor.
Vo n irgendwoher ertönte eine Trompetenfanfare. Sie schallte durch
das ganze Zelt, dazwischen hörte man ein hohes, melodisches Wiehern.
»Die Kometen!« sagte Orion und setzte sich neben Michael. Ein heftig
nickendes Haupt erschien am Eingang, und hintereinander galoppierten
neun Kometen in die Manege, mit goldgeflochtenen Mähnen und einem
silbernen Federbusch auf dem Kopf.
Plötzlich blies die Musik einen Tusch, und wie mi t einem Schlag fielen
die Kometen auf die Knie und beugten die Köpfe. Ein warmer Lufthauch
strich durch die Manege.
»Wie heiß es wird!« rief Jane.
»Pscht, er kommt!« sagte Orion.
»Wer?« flüsterte Michael.
»Der Zirkusdirektor!«
Orion wies mit einer Kopfbewegung nach dem Eingang. Dort erschien
jetzt ein gleißendes Licht, das an Helligkeit die Sternbilder überstrahlte.
Immer stärker wurde sein Leuchten.
»Da ist er!« Orions Stimme klang merkwürdig sanft.
Bei seinen Worten tauchte zwischen den Vorhängen eine hochragende,
goldene Gestalt auf, das volle, strahlende Antlitz von flammenden Lokken
umrahmt. Gleichzeitig drang eine Welle warmer Luft in die Manege,
die sich kreisförmig immer weiter ausbreitete. Halb unbewußt, von der
Hitze ganz benommen, schlüpften die Kinder aus ihren Mänteln.
Orion sprang auf die Füße und hielt die rechte Hand hoch über den
Kopf.
»Heil, Sonne, heil!« rief er. Und von den Sternenrängen widerhallte
der Ruf: »Heil!«
Die Sonne blickte sich in dem weiten, dunklen Ringzelt um und
schwang als Antwort auf die Begrüßung dreimal eine lange, goldene
Peitsche um ihr Haupt. Al s die Schnur so durch die Luft sauste, gab es
ein scharfes, schnelles Klatschen. Mi t einem Satz sprangen die Kometen
auf und trabten hinaus; ihre golddurchflochtenen Schwänze schwangen
eifrig hin und her, und sie reckten stolz ihre federgeschmückten Köpfe.
»Da bin ich wieder, da bin ich wieder!« krähte laut eine heisere
Stimme, und in die Manege hüpfte ein komisches Wesen mi t silbern bemaltem
Gesicht, einem breiten, roten Mund und einer silbernen Halskrause.
»Saturn — der Clown!« flüsterte Orion hinter der Hand den Kindern
zu.
»Wann ist eine Tür keine Tür?« fragte der Clown ins Publikum,
schlug einen Purzelbaum und endete im Handstand.
»Wenn sie offensteht!« antworteten Jane und Michael laut.
Ein enttäuschter Ausdruck malte sich auf dem Gesicht des Clowns.
»Ach, den kennt ihr schon?« sagte er vorwurfsvoll. »Das ist aber unfair!
«
Die Sonne klatschte mi t ihrer Peitsche.
»Schon gut, schon gut«, sagte der Clown. »Ich we i ß noch wa s anderes:
Warum rennt eine Henne über die Straße?« fragte er und setzte sich mi t
einem Plumps in den Sternenstaub.
»Um auf die andere Seite zu kommen!« riefen Jane und Michael.
Die geschwungene Peitschenschnur ringelte sich dem Clown um die
Knie.
»Oh — oh — oh! Mach das nicht! Du tust dem armen Jockel ja weh!
Guck! wie sie mich alle auslachen! Aber die kriege ich schon! Hör t zu!«
Er wirbelte in einem doppelten Salto durch die Luft.
»Welches ist der kälteste Vogel? We r weiß das?«
»Der Zeisig — er ist hinten eisig!« schrien Michael und Jane gellend.
»Hinaus mit dir!« rief die Sonne, und ihre Peitschenschnur ringelte
sich um die Schultern des Clowns; dieser schlug Purzelbäume rund um
die Manege und schrie:
»Ich armer Jockel! Wieder umsonst! Die kennen meine schönsten
Witze, ach, ich armer Kerl, ich armer, alter . . . Ach, Verzeihung, Miß,
Verzeihung!« Er brach ab, denn er war gegen Pegasus, das geflügelte
Pferd, geprallt, das soeben hereingesprengt kam, eine leuchtend flimmernde
Gestalt auf dem Rücken.
»Venus, der Abendstern«, erklärte Orion.
Atemlos sahen Jane und Michael zu, wie die flimmernde Gestalt leicht
durch die Manege ritt. Eine Runde um die andere ritt sie, sich vor der
Sonne verbeugend, sooft sie an ihr vorbeikam, bis schließlich die Sonne
ihr in den We g trat und einen großen, mit Goldpapier zugeklebten Reifen
hochhielt.
Eine Sekunde lang balancierte Venus auf den Zehenspitzen. »Hopp!«
sagte die Sonne, und mi t unnachahmlicher Grazie sprang Venus durch
den Reifen und landete wieder auf dem Pferderücken.
»Hurra!« schrien Jane und Michael, und das Sternenpublikum stimmte
mi t ein in den Ruf. »Hurra!«
»Laß mich's noch einmal versuchen, laß den armen Jockel noch einen
Witz machen, just einen, der selbst eine Katze zum Lachen bringt!«
schrie der Clown. Aber Venus schüttelte nur lachend den Kopf und ritt
aus der Manege.
Kaum war sie verschwunden, da kamen die drei Böcklein hereinspaziert;
sie wirkten ziemlich scheu und verbeugten sich unbeholfen vor der
Sonne. Dann stellten sie sich in einer Reihe vor ihr auf die Hinterbeine
und sangen in hohen, dünnen Tönen folgendes Lied:
»Horn und Huf,
Huf und Horn,
In jeder Nacht
Werden drei Böcklein gebor'n.
Mi t den Schnipperschnupper-Schnäuzchen
Und den Wickelwackel-Schwänzchen
Drehen sie ein Tänzchen.
Blau und schwarz,
Ïðåäûäóùàÿ ñòðàíèöà Ñëåäóþùàÿ ñòðàíèöà
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