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Mary Poppins

Ïðåäûäóùàÿ ñòðàíèöà Ñëåäóþùàÿ ñòðàíèöà
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»Was für ein Gefühl ist es?« wollte Michael wissen.
»Als ob in meinem Kopf drin Schüsse knallen!« antwortete
Jane.
»Kanonen?«
»Nein, Knallbüchsen.«
»Ach«, sagte Michael. Er wünschte sich beinahe auch Ohrenschmerzen.
Es klang so aufregend.
»Soll ich dir eine Geschichte vorlesen?« fragte Michael und
ging zum Bücherbord.
»Nein, das kann ich nicht aushalten«, sagte Jane und hielt sich
mit der Hand das Ohr zu.
»Oder soll ich mich ans Fenster setzen und dir erzählen, was
draußen passiert?«
»Ja, bitte!« sagte Jane.
So saß Michael den ganzen Nachmittag auf der Fensterbank
und berichtete ihr, was auf der Straße vorging. Manchmal war
es langweilig, manchmal aber höchst aufregend.
»Da kommt Admiral Boom«, sagte Michael zum Beispiel. »Er ist
gerade aus seinem Tor getreten und läuft die Straße hinunter.
Da ist er. Seine Nase ist noch röter als sonst, und er hat einen
Zylinderhut auf. Jetzt geht er am Nebenhaus vorüber . . . «
»Sagt er >verdammt noch mal!Mein Gott<, sagte die Rote Kuh zu sich selbst, als sie schließlich
einen wilden Matrosentanz wagte. >Was für eine tolle Geschichte!
Ich dachte immer, Tanzen gehört sich nicht, aber das kann nicht
stimmen, da ich jetzt doch selbst tanze. Ich bin doch eine vorbildliche
Kuh.<
Und sie tanzte weiter und war glücklich. Am Ende wurde sie
müde und sagte sich, sie habe nun genug getanzt und wolle
schlafen gehen. Aber da merkte sie überrascht, daß sie gar nicht
aufhören konnte zu tanzen. Sie wollte hingehen und sich neben
das Rote Kalb legen. Ihre Beine ließen es nicht zu. Sie machten
weiter Luftsprünge, tänzelten und trugen sie von allein mit sich
fort. Rund um die Wiese herum ging's, hüpfend und tanzend und
auf den Fußspitzen trappelnd.
>Mein Gott!< murmelte sie hin und wieder mit ihrer feinen,
damenhaften Stimme vor sich hin. >Wie peinlich!< Aber sie konnte
es nicht lassen.
Am Morgen tanzte sie immer noch, und das Rote Kalb mußte
sein Butterblumen-Frühstück ganz allein zu sich nehmen, weil die
Rote Kuh nicht haltmachen konnte, um zu fressen. Den ganzen
Tag lang tanzte sie über die Wiese, und immer wieder rundum,
und das Rote Kalb muhte voll Mitleid hinter ihr drein.
Wieder wurde es Nacht, immer noch tanzte sie und konnte nicht
aufhören. Da wurde ihr schrecklich bange. Und nach einer Woche
unausgesetzten Tanzens war sie nahezu außer sich.
>Ich muß zum König gehn und um Rat fragen<, sagte sie entschlossen
und schüttelte den Kopf.
Sie gab also ihrem Roten Kalb einen Kuß und sprach mahnend:
>Bleib brav.< Dann wandte sie sich, tanzte aus der Wiese heraus
und ging den König fragen. Sie tanzte den ganzen Weg
entlang, schnappte im Vorübertanzen kleine Büschel Grün von
den Hecken, und überall, wo sie erschien, machten die Leute große
Augen vor Verwunderung. Aber keiner war verwunderter als die
Rote Kuh selbst.
Endlich kam sie zu dem Schloß, darin der König wohnte. Sie
zog mit dem Maul an der Klingelschnur, und als das Tor sich
auftat, tanzte sie den breiten Gartenweg hinauf, bis an die
große Treppe, die zu des Königs Thron führte. Hier saß der
König und machte wieder einmal eifrig neue Gesetze. Ein Sekretär
trug sie in ein kleines, rotes Notizbuch ein, immer der Reihe
nach, so wie sie dem König gerade einfielen. Überall standen
Höflinge und Hofdamen. Sie waren alle prächtig gekleidet und
redeten alle zu gleicher Zeit.
>Wieviel habe ich heute fertiggebracht?< fragte der König und
wandte sich seinem Sekretär zu. Dieser zählte die Gesetze, die er
in das rote Notizbuch eingetragen hatte.
>Zweiundsiebzig, Euer Majestät!< sagte er mit tiefer Verbeugung,
darauf bedacht, nicht über seinen Federkiel zu stolpern, der
besonders lang war.
>Hm. Nicht schlecht für eine Stunde Arbeit<, sagte der König
und schien recht zufrieden mit sich. >Das ist für heute genug.< Er
stand auf und legte seinen Hermelinmantel in Falten.
>Meine Kutsche! Ich muß zum Barbier<, befahl er königlich.
In diesem Augenblick sah er die Rote Kuh daherkommen. Er
setzte sich wieder und nahm das Zepter in die Hand.
>Nanu, was haben wir denn da?< fragte er, als die Rote Kuh
auf die Treppe zutanzte.
>Eine Kuh, Euer Majestät!< erklärte sie schlicht.
>Das sehe ich auch<, sagte der König. >Ich habe Augen im
Kopf. Aber was willst du? Mach schnell! Ich habe um zehn
eine Verabredung beim Barbier. Er wartet nicht länger auf mich,
und ich muß mir das Haar schneiden lassen. Und um des Himmels
willen hör auf, hier herumzutanzen und -zuspringen!< fügte er
gereizt hinzu. >Es macht mich ganz schwindlig.<
>Ganz schwindlige wiederholten die Höflinge und starrten die
Kuh an.
>Das ist es ja eben, Euer Majestät, das ist es. Ich k a n n nicht
aufhören!< jammerte die Kuh kläglich.
>Kannst nicht aufhören? Unsinn!< sagte der König wütend. S o -
fort hörst du auf! Ich, der König, befehl es dir!<
>Sofort hörst du auf! Der König befiehlt es dir<, wiederholten
die Hofschranzen.
Die Rote Kuh strengte sich an. Sie gab sich solche Mühe, mit
dem Tanzen aufzuhören, daß ihr die Muskeln und Rippen aus
dem Leib traten. Aber es half nichts. Sie mußte noch heftiger
weitertanzen vor den Stufen des königlichen Throns.
>Ich habe mir alle Mühe gegeben, Euer Majestät. Aber es geht
nicht. Ich habe nun schon volle sieben Tage getanzt. Und konnte
nicht schlafen und nur sehr wenig fressen. Ein oder zwei Weißdornbüschel
— das war alles. So kam ich her, um Euren Rat zu
erbitten.<
>Hm — sehr sonderbar<, sagte der König, schob seine Krone ein
wenig beiseite und kratzte sich am Kopf.
>Sehr sonderbar<, wiederholten die Hofschranzen und kratzten
sich ebenfalls.
>Wie fühlt man sich dabei?< fragte der König.
>Sehr komisch<, erwiderte die Rote Kuh. >Und doch<, sie machte
eine Pause, als suchte sie nach Worten, >ist es eher ein angenehmes
Gefühl. Als ob es mich innerlich zum Lachen reizte.<
>Erstaunlich!< sagte der König. Er stützte das Kinn in die
Hand, blickte nachdenklich auf die Rote Kuh und überlegte, was
hier wohl am besten zu tun sei.

Plötzlich sprang er auf und rief: >Grundgütiger Himmel!<
>Was ist?< riefen die Hofschranzen.
>Aber seht ihr denn nicht?< Vor Aufregung ließ der König das
Zepter fallen. >Was war ich doch für ein Dummkopf, daß ich es
nicht eher bemerkt habe. Und was für Dummköpfe seid ihr!< fuhr
er wütend die Hofschranzen an. >Seht ihr nicht, daß sich auf
ihrem Horn eine Sternschnuppe verfangen hat?<
>Wirklich, da ist sie!< riefen die Hofschranzen, die jetzt alle
den Stern bemerkten. Und während sie hinsahen, kam es ihnen
vor, als würde der Stern immer heller.
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